Donnerstag, 6. April 2017
Was genau ist Heimat?
Es wird oft über Heimat gesprochen, auch in Verbindung mit Heimatland. Das hat mich zum Nachdenken gebracht: was genau bedeutet es für mich, das Heimatland?

Ich kann nicht behaupten, dass ich mich in ganz Deutschland zuhause fühle. Mein Zuhause ist auf eine Stadt an gewisse Orte begrenzt; also quasi in meinem Bewegungsradius.
Und das sind dann auch nicht alle Orte - an meinem Arbeitsort z.B. fühle ich vielleicht Vertrautheit, aber zuhause fühle ich mich dort nicht. An einem Ort arbeite ich, an einem anderen besorge ich meine Lebensmittel, einen Ort schaue ich mir einfach nur an, weil er angenehm ist, und so weiter. Und in meinem Haus lebe und wohne ich.

Ist mein Zuhause auch Heimat? Oder nur der Bestandteil dessen? Oder ist es ein bestimmter Ort? Eine Stadt? Ein Bundesland?
Nicht mal in meiner Heimatstadt fühle ich mich an jedem Ort wohl, in vielen Städten gehört beispielsweise der Stadtpark zu den Orten, wo man nachts nicht hingeht, weil dort öfter mal ein paar krumme Dinger laufen...
In "meinem" Bundesland kenne ich nicht mal alle Ortschaften, kann nicht mal anhand ihres Namens zumindest vage einordnen, wo sie liegen. Gut, das mag vielleicht in Berlin, Bremen oder Hamburg anders sein...

Ich schaffe es nicht, mich als Deutscher zu identifizieren. Klar, ich fühle eine gewisse Vertrautheit, wenn ich nach langer Zeit außerhalb des Landes, wieder ganz normal Deutsch sprechen kann, aber das liegt weniger am Land, sondern eher mehr an der Sprache und meinen Kenntnissen über die hiesigen Gewohnheiten etc.

Deutscher - juristisch - zu sein bringt mir viele Privilegien, ich kann fast problemlos mit meinem Pass in die verschiedensten Ecken der Welt reisen, häufig ohne Visum. Unser politischer Apparat hat beschlossen Menschenrechte und Grundrechte zu achten. Ich profitiere vom Image des Landes, man sieht mich von vornherein - ohne dass mich die Leute richtig kennengelernt haben - als zuverlässige, disziplinierte Person. Okay es gibt immer vereinzelt Ausnahmen, die nach dem N-Wort fragen, aber die Mehrheit der Menschen hatte ein überwiegend positives Bild. Es ist ein Vorurteil.

Ich könnte mich - sofern die Rahmenbedingungen stimmen (kein Krieg, keine sonstigen Gefahren z.B. durch Umweltkatastrophen, Armut etc.) - an sich überall zuhause fühlen. Es hängt natürlich von vielen Dingen ab. Möglich ist auch, dass ich niemals am neuen Ort "ankomme", mich über die Anfangszeit hinaus immer noch wie ein Fremder fühle und den Ort niemals richtig als meine "Heimat" oder mein "Zuhause" annehme.

Die Heimatdebatte in der Öffentlichkeit wurde politisiert, schon immer.
Eine Aussagen lassen mir die Haare zu Berge stehen. Der Tenor ist, dass den Deutschen ihre Heimat weggenommen wird.
Finden jetzt plötzlich Zwangsenteignungen statt? Man kann sein Zuhause auch durch finanzielle Probleme verlieren (Hartz IV). Das passiert nur allzuoft und ist viel wahrscheinlicher. Es kann auch einfach abbrennen oder sonstwas... bisher brennen vorwiegend die Heime der Geflüchteten, und das obwohl (wie ich vermute) diese Heime sich eher nicht wie ein richtiges heimeliges Zuhause anfühlen. Dafür leben einfach zu viele Menschen auf engstem Raum.
Ich lebe zum Glück nicht so. Viele andere auch nicht, also was ist das Problem?
Vielleicht fehlt den Menschen ein "echtes" Heimatgefühl, weil es ihnen - psychisch, körperlich, finanziell - schlecht geht. Bestimmt fehlt mir das Verständnis über die Identifizierung mit einem Land - ich kann es schwer verstehen, da ich nicht in einem ganzen Land zuhause sein kann, sondern nur an bestimmten wenigen Fleckchen. Und die kann mir niemand wegnehmen, es sei denn jemand bestimmt, dass sie zu anderen Zwecken plattgemacht werden sollen. So soll es in einer Stadt in meiner Nähe mit einer Schrebergartenanlage in wenigen Jahren passieren, angeblich um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Ich glaube, da haben eher irgendwelche Investoren und die Stadt den Menschen etwas weggenommen, etwas, dass sie teilweise über Jahre hinweg gepflegt und genutzt haben. Ein Stück Heimat oder Zuhause in gewisser Weise, denn solche Schrebergärtchen sind oft ein Ort zum Entspannen.

Naja.. es ist ein schwieriges Thema. Ganz offensichtlich bin ich abgeschweift.



Freitag, 31. März 2017
Adultismus - Kein Problem?
Es heißt Adultismus.

Adultismus ist, wenn Erwachsene Kinder und Jugendliche diskriminieren, weil sie jünger und hierarchisch "auf unterer Stufe" stehen. "Ich bin ja so alt und hab viel mehr Lebenserfahrung als du."

Erstens: Lebenserfahrung ist nicht in Zahlen messbar, auch nicht in Jahren.
Zweitens: Selbst wenn man glaubt "mehr" Lebenserfahrung zu haben, heißt es noch lange nicht, dass man automatisch den Ton angeben muss und Jüngere abwertend behandeln soll.